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Projekt-Tagebuch: Hornlöffel

Ein Lächeln, ein Plan – und flüssiges Blei
Dieses Mal wusste ich ganz genau, was ich wollte. Kein spontanes Experiment, kein „Ich probier mal was“ – nein, diesmal sollte es ein Dessertlöffel aus Horn werden. Und nicht irgendeiner. Einer, der sich nicht nur gut in der Hand anfühlt, sondern auch angenehm an Lippen und im Mund. Ich meine – wer, wenn nicht ich, sollte wissen, wie sich Horn anfühlt? Als Augenoptiker habe ich jahrelang mit Hornbrillen gearbeitet, ich kenne die Besonderheiten, die Tücken und die Stärken dieses Materials. Aber ein Löffel? Das war Neuland.
Die Laffe und ich
Die größte Herausforderung? Die Laffe – also der eigentliche Löffelteil. Wie sollte ich den biegen? Biegen an sich kann ich, klar. Das war in meinem Beruf Grundvoraussetzung. Aber eine Laffe formen? Ich hatte eine Idee: Ich wollte eine Pressform bauen. Der Plan: Einen Eichenblock schnitzen, darin die gewünschte Laffenform herausarbeiten, und das Gegenstück mit Blei ausgießen. Das klingt jetzt ziemlich einfach – war es aber nicht.
Denn es waren viele Fragen offen:
Und bleibt später alles so, wie ich’s mir vorstelle?
Wie stark wird die Eiche beim Gießen verbrennen?
Hält das flüssige Blei überhaupt?
Funktioniert mein Entlüftungsloch?
Und bleibt später alles so, wie ich’s mir vorstelle?



Ich liebe ja solche Momente.
Diese Mischung aus Spannung, Erfinderfreude und der kleinen Prise Wahnsinn, die man manchmal eben braucht. Und ja – es hat funktioniert. Ich erinnere mich noch gut an den Moment, als das Blei in die Form floss.
Ein kurzer Jubel, ein breites Lächeln – es hat funktioniert! Mein Bruder sagte später trocken: „Ich hätte nicht gedacht, dass dein Plan aufgeht.“ Ich, mit einem Augenzwinkern: „Sag ich doch – kann ich!“
Das heiße Horn
Der Rest war dann beinahe ein Spaziergang. Für das Biegen habe ich eine alte Fritteuse zweckentfremdet – Öl rein, Temperatur sauber auf 160 °C einstellen, Horn hereinlegen und dann in die Form pressen.
Wenn die Technik stimmt, ist das Ergebnis einfach eine Freude.
Ich sägte also den Prototyp zurecht, schliff, polierte – und wusste: Jetzt kann ich loslegen. Also habe ich direkt ein ganzes Horn verarbeitet und vier Löffelrohlinge hergestellt.
Die finale Bearbeitung war wie immer meditativ – mit dem kleinen Wermutstropfen: Horn zu sägen und zu schleifen riecht nicht besonders angenehm. Da muss man durch.


Aber hey – das Ergebnis zählt. Und dieses Mal hat wirklich alles so funktioniert, wie ich’s mir vorgestellt habe. Das passiert ja selten im Leben eines Tüftlers und Handwerkers. Umso mehr freut es mich, dass die fertigen Löffel jetzt im Shop erhältlich sind – in zwei Varianten, versteht sich.
Fazit?
Ein kleines Stück Handwerk, das mir ein breites Grinsen ins Gesicht gezaubert hat. Und vielleicht ja bald auch einem anderen Menschen den Alltag ein wenig verschönert. Denn genau dafür sind diese Löffel gemacht.
– Ulrich Harms
Nachtrag: Pflegehinweise
Tipp: Naturhorn sollte per Hand gereinigt und ab und zu mit etwas Öl gepflegt werden.
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